„Für ein Projekt suche ich nach Vietnames*innen/Vietdeutschen mit einer Migrationsgeschichte in Deutschland. Eltern, Verwandte, Geschwister etc. Das Alter ist egal!“
Dieses Ausschreiben auf Instagram, war der Ausgangspunkt meiner Suche für ein sehr persönliches Projekt. Wie viele andere Vietnames*innen, sind auch meine Eltern als Vertragsarbeiter*innen nach Deutschland gekommen.
Schätzungen zufolge leben in Deutschland 176.000 Menschen mit vietnamesischer Herkunft. Die erste Generation der Flüchtlinge waren die Boat-People, die seit Ende der 70er Jahre zu Hunderttausenden vor den Kriefsfolgen geflohen sind. Die Flucht auf einem sehr kleinen Boot, Aufnahme auf einem Hilfsschiff und dann die Unterbringung in einem Transitlager und die Ausreise in sogenannte Drittländer, war die gängige Migrationsbewegung. Insgesamt wurden ca. 38.000 Boat-People als Kontingentflüchtlinge in die Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Bei der größten Gruppe von Vietnames*innen handelt es sich um die Werkvertragsarbeiter*innen. Grundlage war ein Vertrag zwischen der DDR und Vietnam, der am 11. April 1980, geschlossen wurde. In der Regel sollten die vietnamesischen Arbeitskräfte vier Jahre bleiben. Viele der Flüchtlinge und Migrant*innen sind jedoch nicht mehr zurückgekehrt.
Einige dieser Menschen, die geblieben sind, habe ich für mein Projekt besucht. Die Menschen, die ich dabei treffen durfte, haben ihr Leben in Deutschland unterschiedlich gestaltet und ihre Geschichten und Erinnerungen werden hier erzählt.
Canh Bao Thu Le war 14, als er 1982 zusammen mit seinem Onkel, Vater und seiner älteren Schwester aus Südvietnam floh und von der Cap Anamur gerettet wurde. Sein Vater diente vor 1975 in der südvietnamesischen Marinearmee und war sechs Jahren lang nach Ende des Krieges in einem Umerziehungslager in Vietnam. Bei einem brutalen Piratenüberfall auf dem Meer ist sein Vater ums Leben gekommen. Nach längeren Aufenthalten in Flüchtlingslagern auf Palawan und Bataan und einem langen Genehmigungsverfahren, kam Le nach Deutschland. Er absolvierte sein Abitur und anschließend ein Elektrotechnikstudium. Heute lebt er mit seiner Familie in Reutlingen und arbeitet bei Porsche.
Cao Thai Pham (2.von links) wurde nach dem Vietnamkrieg neun Monate in einem Umerziehungslager in Südvietnam festgehalten und floh mit 14 als unbegleiteter Jugendlicher. 58 Menschen auf einem kleinen Boot, acht Tage lang auf dem Meer. Ein japanisches Schiff rettete sie und Pham verbrachte drei Jahre in einem Flüchtlingslager auf der indonesischen Galang-Insel, bevor er mit 17 Jahren nach Deutschland kam. Während dieser Zeit habe er hunderte Briefe an seine Eltern nach Vietnam verschickt.
Peter Ha(links)ist mit seiner Tochter Suong Pham zur selben Zeit geflohen und lebte fast ein Jahr auf den Philippinen. Seit fast 40 Jahren wohnt die Familie Pham in Deutschland.