Schwelle

Niklas Keller

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Das Gelände der ehemaligen Königlichen Impägnieranstalt innerhalb der Gemeinde Kirchseeon b. München ist aufgrund industrieller Kontaminierung umzäunt und der Zugang amtlich verboten. Seitdem scheinen sich Flora und Fauna zu erholen, während die Spuren vormaliger Nutzungen und Bebauungen langsam erodieren. Gleichzeitig bleibt der Boden verseucht, eine Pump- und Reinigungsanlage am nordöstlichen Ende des Geländes liefert leise Zeugenschaft. Solange Grundwasser und Erde nicht gereinigt sind, kann nicht gebaut werden. Vorallem Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenenalter nutzen das Sperrgebiet als Zufluchts- und Versammlungsort, Wildtiere kreuzen ihre Wege.



                    

                     










 




                        

              
                                       

                                                                                  





















Vor 152 Jahren, am 13 Mai 1868, ordnete die Königliche Eisenbahnverwaltung den Bau der Eisenbahn München - Rosenheim mit der Streckenführung über Grafing an.
Mit dieser Bahnlinie entstand in der Nähe des Dorfes Kirchseeon, dem heutigen Kirchseeon-Dorf der Bahnhof gleichen Namens. Die Anlage des Bahnhofs und der Holzreichtum des nahegelegenen Ebersberger Forstes veranlaßte die Königliche Bayerische Eisenbahnverwaltung auf dem Gelände südlich des Bahnhofes  eine "Anstalt zur Herstellung und Tränkung von Eisenbahnschwellen" zu bauen. Diese erhielt den Namen "Kgl. Imprägnieranstalt Kirchseeon". (1)

Um die Haltbarkeit der Holzschwellen zu steigern, wurden die einzelnen Balken in Druckkesseln mit Teeröl imprägniert. Gerade bei der Lagerung und Trocknung der Schwellen gelang viel Teer in Boden und Grundwasser, die Ausmaße der Verschmutzung sind nur zu schätzen. Von der großen Anlage stehen nurnoch zwei Gebäude, der rote Turm sowie ein Verwaltungsgebäude.

               
                                 




                                                    





Bei der Bahnschwelle handelt es sich um den Teil des Eisenbahnoberbaus, der die Schienen trägt und deren Belastungen auf den Gleis-Unterbau überträgt und verteilt.

Es ist weiterhin die Aufgabe der Schwelle, die darauf befestigte Schiene in ihrer Lage zu fixieren und somit die Einhaltung der Spurweite sicherzustellen. Ende 2003 hatte das Streckennetz der Deutschen Bahn eine Länge von rund 35.600 km; darin verbaut sind rund 54 Millionen Bahnschwellen. (6)

3D-Modell einer Holzschwelle. Das im Imprägniervorgang eingepresste Teeröl tritt langsam aus. (7)



















               
                       
                        






















               






















                        













                        













                                     










              
                   
        
           



Motorhaube, eventuell ein Überbleibsel der FIAT-Tochter Iveco, die das Gelände nach der Schließung der Anlage übernahm.








Überreste der abgerissenen Betriebsanlagen. Die Außenmauern wurden mit zahllosen Graffitis beschrieben. Laut eigenen Aussagen lernte der heute international bekannte und in Kirchseeon aufgewachsene Künstler SatONE hier das Sprayen, seine Werke wurden unter anderem auf der Documenta ausgestellt. (8)










                   


     




 

Ehemaliger Kantinenraum (oben) und die Toilettenanlage (unten) des Betriebs. Die Zugänge zu den Gebäuden werden von den aktuellen Besitzern des Geländes immer wieder verriegelt, ebenso schnell allerdings wieder aufgebrochen. 




























                              







Fundstücke aus dem “Roten Turm”. Der ehemalige Wasserturm, der Kirchseeon lange mit Wasser versorgte, wurde zwischen 1986 und 1993 von der SPD als Versammlungs- und Veranstaltungsort genutzt. 





                 

             


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